September begann mit einem wunderbaren sonnigen Tag. Die Sonne schien so hell, dass ich meine Lesebrille aufsetzen musste, um nicht geblendet zu werden. Das ist etwas, was junge Leute nicht verstehen. Sie denken, dass Rentner immer ihre Lesebrille tragen, weil sie schlecht sehen. Falsch! Wir tragen sie, um unsere Superkräfte zu verbergen. Mit meiner Lesebrille kann ich die Gedanken der Menschen lesen. Ja, du hast richtig gehört. Ich weiß, dass du jetzt gerade denkst: "Opi Gaga hat wohl zu viel Sangria getrunken." Aber das ist eine andere Geschichte.

Die erste Woche des Monats verbrachte ich damit, meinen Balkon Garten zu pflegen. Ich habe eine besondere Beziehung zu meinen Pflanzen. Sie sind wie meine Kinder. Nein, sie sind besser als meine Kinder. Sie widersprechen mir nicht und sie verlangen nicht nach Geld. Aber genauso wie meine Kinder, haben auch meine Pflanzen manchmal ihre Launen. Meine Rosen zum Beispiel, sie sind so launisch wie ein Teenager in der Pubertät. Ein Tag ohne Wasser und sie werfen alle Blätter ab, als ob sie sagen wollten: "Ich hasse dich, Opi Gaga, du verstehst mich einfach nicht!"

Außerdem war ich auf dem jährlichen Stadtfest. Ein Fest, das so spannend ist wie eine Schachtel Pralinen - man weiß nie, was man bekommt. Dieses Jahr bekam ich einen Teller Paella, der so groß war, dass ich fast darin ertrunken wäre. Und dazu Sangria, der so stark war, dass ich nach zwei Gläsern anfing, fließend Katalanisch zu sprechen.

In der nächsten Septemberwoche beschloss ich, meine Nachbarn mit meiner musikalischen Begabung zu erfreuen. Ich holte meine alte Mundharmonika hervor und spielte eine schräge Version von "Ode an die Freude". Die Nachbarn waren so gerührt, dass sie die Polizei riefen, um diesen emotionalen Moment zu teilen. Das war wirklich rührend.

Eines Tages beschloss ich, eine Bootstour zu machen. Das Boot war so alt wie ich und knarrte bei jeder Welle. Ich war mir sicher, dass ich das Titanic-Abenteuer hautnah erleben würde. Aber zum Glück war das einzige Eis, das wir gesehen haben, in meinem Gin Tonic.

Dann gab es den Tag, an dem ich beschloss, Yoga zu versuchen. Ich dachte, es wäre eine gute Möglichkeit, meine Flexibilität zu verbessern und gleichzeitig etwas Entspannung zu finden. Die gute Nachricht ist, dass ich definitiv etwas gefunden habe - meinen verlorenen Stolz, als ich versuchte, den herabschauenden Hund zu machen und stattdessen wie ein umgekippter Käfer auf dem Rücken landete. Die Yoga-Lehrerin hat versichert, dass dies eine völlig normale Phase der „Yoga-Reise“ ist. Ich bin mir ziemlich sicher, dass sie das nur sagt, um mich nicht zu entmutigen.

Mitte September, die Sonne brannte vom Himmel, und ich dachte, es wäre eine gute Idee, eine Wanderung zu machen. Nach fünf Minuten stellte ich fest, dass es eine schlechte Idee war. Nach zehn Minuten war ich mir sicher, dass es die schlechteste Idee meines Lebens war. Aber ich kämpfte mich tapfer durch die Wildnis von Empuriabrava, vorbei an gefährlichen Eiscafés und tödlichen Souvenirläden, bis ich endlich mein Ziel erreichte: der nächste Barhocker in einer Kneipe.

In der dritten Woche kaufte ich mir ein neues Smartphone. Nachdem ich drei Tage damit verbracht hatte, herauszufinden, wie man es einschaltet, und weitere zwei Tage, um zu lernen, wie man eine SMS schickt, beschloss ich, dass Technologie überbewertet ist. Ich ging zurück zu meinem alten Handy, das so groß ist, dass ich es als Hantel benutzen kann.

Die vierte Woche war die aufregendste. Ich beschloss, eine Party zu schmeißen. Ich lud alle meine Freunde ein, beide kamen. Wir hatten eine tolle Zeit, wir tranken Apfelsaft, spielten Bingo und waren bis 21 Uhr wach! Ja, wir Rentner wissen, wie man feiert.

Und dann gab es noch die Sache mit der Gemeindeversammlung. Oh, die Gemeindeversammlung. Es ist immer ein Vergnügen, die lokalen Politiker in Aktion zu sehen. Es ist wie eine Seifenoper, aber ohne das Drama und die gut aussehenden Schauspieler. Dieses Mal ging es um die Frage, ob wir einen neuen Spielplatz bauen sollten oder nicht. Es war ein hitziger Austausch von Meinungen, mit viel Handgestik und erhobenen Stimmen. Am Ende haben sie sich darauf geeinigt, dass sie sich nicht einige können. Also bleibt alles beim Alten. Aber es war ein gutes Zeitvertreib.

Ende September fand das große Boule-Turnier statt. Boule ist ein Sport für die Harten, die Unerschrockenen, die... Rentner. Es war ein harter Wettkampf, und ich habe alles gegeben. Und mit "alles" meine ich, dass ich mich nicht einmal von meiner Flasche Rosé ablenken ließ. Am Ende habe ich nicht gewonnen, aber ich habe auch nicht verloren. Ich habe einfach nur vergessen, wo ich meine Kugeln hingelegt habe.

So, das waren meine Erlebnisse im September 2023. Ein Monat voller Abenteuer, Spannung und... naja, vor allem viel Siesta. Aber das ist das schöne am Rentnerdasein in Empuriabrava: Man kann einfach das Leben genießen, ohne sich Sorgen zu machen. Und wenn man seine Brille verlegt, dann findet man sie meistens auf der eigenen Nase.


Bis zum nächsten Mal,

Euer Opi Gaga.