Der Oktober begann mit sehr wechselhaftem, nasskaltem Wetter. Die Touristen, gestählt und unverwüstlich wie die Legende eines Nokia 3310 Handys, ließen sich nicht vom stürmischen Vorbote des Novembers abschrecken. Bewaffnet mit Regenschirmen, die wie Schilde gegen den nasskalten Herbst trotzen, zogen sie schlecht gelaunt in den Kampf gegen die Elemente, während ich, der emeritierte PC-Hüter, amüsiert von meiner digitalen Warte aus zusah.

Der Herbst hat sich in Empuriabrava breitgemacht.

Draußen pfeift der Tramuntana, aber hier drinnen schnurren die Festplatten wie ein Kätzchen. Es müssen wohl Herbstferien sein! 

Oktober: Unglaublich, wie viele Menschen hier sind. Meine Enkelin sagt, das liegt am 'Reise-Blitz-Deal' oder so. Ich hätte einen Online-Kurs über moderne Ausdrücke machen sollen, statt mich in antike Hardware zu vertiefen.

Dann, plötzlich und unerwartet wie ein Bluescreen des Schicksals, fand ich mich in den sterilen, weißen Wänden eines Krankenhauses wieder. Umgeben von „Blutsaugern“ – wie ich die engelsgleichen Krankenschwestern scherzhaft nannte – fühlte ich mich wie in einer Science-Fiction-Szene, in der mein Lebenssaft für außerirdische Zwecke entnommen wurde.

Meine Knochen, so robust wie ein Commodore 64, zeigten doch Ermüdungserscheinungen. Der Himmel weinte mit mir in diesen nasskalten Tagen.  Die Knochen - sie nennen es Artrose.

Das Krankenhaus wurde zu einer Raumstation, zu einem Ort, der mich, den unfreiwilligen Astronauten, in eine andere Dimension entführte. Mit Untersuchungen und Scans begann eine Odyssee, die mich durch die Tiefen der Medizintechnik führte.

 Dann, -das große Finale des Monats: eine Operation, die mir eine neue Hüfte verlieh. Wie ein altes Notebook, das sehnsüchtig auf eine Hardware-Aktualisierung wartet, lag ich da, umgeben von piependen und surrenden Gerätschaften, und fühlte mich wie der Held in einem utopischen Sci-Fi-Epos.

Es hämmerte und machte Geräusche wie beim Schlosser und abwechselnd wie die beim Schreiner die Fräse. Gleichzeitig schob es mich zentimeterweise auf dem OP-Tisch hin und her. Es war eine Art Hardware-Upgrade für den Körper mit roher Gewalt. Nach ca 2 Stunden war Stille. Ich fragte mich, bin ich jetzt tot, oder die Ärzte. Doch dann fragte mich der Anästhesist "todo bien?" Ich hob nur den Daumen und nickte. Geschafft, ich habs überlebt. Und während ich noch im Bootvorgang war und mein Unterteil wieder Kontakt zu meinem Zentralcomputer aufnahm, träumte ich bereits davon, bald wieder durch die Straßen von Empuriabrava zu flitzen wie ein High-Speed-USB-Stick.

Halloween verbrachte ich mit Gehübungen im Krankenhaus. Krücken waren meine neuen Begleiter, Vorboten der bevorstehenden Rehabilitation. Die Genesung, eine Sisyphus-Aufgabe, nahm ihren Lauf. Eine klare Erinnerung daran, dass das Altern nichts für Feiglinge ist.

Und so verabschiede ich mich vom Oktober, gewappnet mit neuem Metall und einer Unerschütterlichkeit, die selbst einen alten Rechner inspirieren könnte. Der November kann kommen – ich bin bereit für alles,– bereit, mit neuer Hardware wieder voll durchzustarten. 


Bis zum nächsten Mal,

Euer Opi Gaga.